Geschichte der Stadt Graz


Band 1: Lebensraum - Stadt - Verwaltung

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umfasst folgende Beiträge:

Dieter KRAMER, "Die Stadt Graz aus der Sicht der Archäologen" fasst die archäologischen Grabungsergebnisse aus dem Großraum Graz zusammen und kann für die Frühgeschichte von Graz die sensationellen Funde der letzten Jahre zu einer neuen Sicht der Anfänge der Besiedlung und des Alltagslebens der frühen Grazer auswerten. Für die späte Urnenfelder- und frühe Hallstattzeit dokumentieren Funde am Karmeliterplatz und am Grabhügel der Leechkirche, dass vor fast dreitausend Jahren Menschen hier gelebt haben. Die erst vor wenigen Wochen im Bereich der einstigen Universität in der Bürgergasse aufgefundenen Gräber aus dem frühen 9. Jahrhundert nach Christi Geburt beweisen die frühmittelalterliche Besiedlung unterhalb der "gradec" genannten Befestigungsanlage am Schlossberg. Und nicht zuletzt ermöglichen die archäologischen Befunde am Hauptplatz neue Erkenntnisse über die frühe Markt- und Stadtstruktur seit dem 12. Jahrhundert.

Walter BRUNNER, "Lebensraum, Verfassung und Verwaltung von den Anfängen bis 1784/1848" schildert aufbauend auf den Grabungsbefunden die Anfänge von Graz anhand der schriftlichen Quellen mit der vermutlichen Erstnennung im Jahr 1091, die Entwicklung vom Markt zur Stadt und zur Residenz, die Ausgestaltung von Verfassung und Verwaltung aus der anfänglichen landesfürstlich dominierten Stadtherrschaft zur Autonomie der Bürgerschaft mit Richter, Bürgermeister und Rat an der Spitze. Schon seit dem 13. Jahrhundert wuchs die Stadt über die alten Stadtmauern aus der Zeit um 1200 hinaus und ließ die Murvorstadt und die ebenfalls im städtischen Burgfried gelegenen Vororte im Osten zwischen Grazbach, Geidorf und am Graben entstehen.

Gerhard MARAUSCHEK, "Verfassung und Verwaltung der Stadt Graz 1784-2000" untersucht die Modernisierung der Stadtverwaltung von den Reformen unter Kaiser Joseph II. (1780-1790) über die Restriktionen der Metternichära, die kurzfristig gescheiterten Demokratiesehnsüchte des Jahres 1848, die Zeit des Liberalismus und des Nationalsozialismus bis zur Gegenwart herauf.

Walter BRUNNER, "Revolutionsjahr 1848 - Geburt der Demokratie" referiert über Hintergründe, Ursachen und Abläufe dieses ersten Revolutionsjahres in Graz und dessen Auswirkungen auf die Menschen der Landeshauptstadt.

Meinhard BRUNNER, "Allgemeine politische und soziale Entwicklung von Graz 1850-2000" bietet eine ausführliche Darstellung dieser bisher noch nie zusammenfassend beschriebenen 150 Jahre, in denen die Weichen für unsere gegenwärtigen politischen und sozialen Rahmenbedingungen und Strukturen gestellt wurden. Ohne Voreingenommenheit werden die Jahre des Liberalismus und der sich allmählich artikulierenden Arbeiterbewegung der letzten Jahrzehnte der Monarchie, die parteiideologischen Konflikte der Zwischenkriegszeit, die Verhetzungen und Gräuel des Dritten Reiches sowie der mühevolle Neubeginn nach Kriegsende und die Entwicklung bis zur Gegenwart beschrieben. Es ist ohne Zweifel eines der schwierigsten historischen Aufgaben, diese so konfliktreiche und uns noch so nahe Vergangenheit in gebotener Sachlichkeit zu schildern.

Peter WIESFLECKER, "Bevölkerungsentwicklung" beschränkt sich nicht auf statistisches Material, sondern fragt auch nach den Gründen der Bevölkerungsveränderungen und deren soziale, wirtschaftliche und städteplanerische Auswirkungen.

Elisabeth SCHÖGGL-ERNST, "Recht und Gericht" spannt einen weiten Bogen von den frühesten Nachrichten über das Grazer Stadtrecht, über die Funktion des Stadtrichters, über Rechtsalltag und Rechtsvollzug der Stadt im Spätmittelalter und der Neuzeit, beschreibt aber auch exemplarisch signifikante Prozessfälle aus der Zeit der frühen Arbeiterschaft, des Bürgerkrieges und des Ständestaates der dreißiger Jahre sowie Rechtssprechung und Strafvollzug im Unrechtsstaat des Dritten Reiches. Entnazifizierung und Volksgerichtsprozesse versuchten nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit dem belastenden Erbe dieser Zeit zurecht zu kommen. Abschließende werden Recht und Gericht in der Zweiten Republik sowie deren Institutionen besprochen.

Leopold TOIFL, "Stadtbefestigung - Wehrwesen - Krieg" hat es unternommen, die militärischen Aspekte der Stadt und der Stadtbevölkerung zu beschreiben, angefangen von der ersten Befestigung am Schlossberg im Frühmittelalter bis zum Ausbau einer schier uneinnehmbaren Festung im 16. Jahrhundert und deren Demolierung im Jahr 1809. Die erste Befestigung der Stadt durch Mauern, Tore und Türme spätestens in den Jahren um 1200 schützte vor größeren und kleineren Feinden, wurde im 16. Jahrhundert angesichts der drohenden Türkengefahr erweitert und die Fortifikationen den zeitgemäßen Erfordernissen der Kriegsführung bzw. Verteidigung angepasst. Intensive Archivforschungen ergaben neue Erkenntnisse auch über die Durchführung der Wehrmaßnahmen und Begleiterscheinungen des städtischen Wehrwesens sowie die Auswirkungen von Krieg und Frieden auf die Stadt bis herauf zum Krieg aus der Luft während des Zweiten Weltkrieges.

Ilse M. STAUDACHER, "Ämter und Behörden in Graz 1500-1918" berichtet in geraffter Form über landständische und landesfürstliche Institutionen in der Landeshauptstadt von den Verwaltungsreformen Kaiser Maximilian I. über die gut 200 Jahre bestehenden innerösterreichischen Zentralbehörden und die auf das Revolutionsjahr 1848 folgenden neuen staatlichen Einrichtungen bis zum Ende der Monarchie. Dass diese Ämter und Behörden auf Graz und seine Bevölkerung weitreichende Auswirkungen hatte und das Erscheinungsbild der Stadt prägten, liegt auf der Hand.

Walter BRUNNER, "Juden in Graz von deren Vertreibung 1496/1497 bis zur Gegenwart". Dieser Abschnitt befasst sich mit einem bedrückenden und beschämenden Detail der Stadtgeschichte, in der Juden nach der Vertreibung am Ende des Mittelalters erst wieder nach der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geduldet und als gleichberechtigte Staatsbürger anerkannt wurden, aber sehr bald unter dem wachsenden Antisemitismus zu leiden hatten, der in die Katastrophe des Holocaust im "Tausendjährigen Reich" führte. Eine späte symbolische Wiedergutmachung bemühte die von Stadt und Land vor wenigen Jahren wieder errichtetet Synagoge.

Gerhard M. DIENES, "Aus der Geschichte der ehemaligen Vororte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts" geht der Geschichte jener Umlandgemeinden nach, die zum Teil älter sind als die Stadt und in deren wirtschaftliches und soziales Netzwerk Graz eingebettet war. Sie garantierten einerseits die Nahversorgung und boten andererseits vor allem der wohlhabenderen Stadtbevölkerung bürgerlichen oder adeligen Standes die Möglichkeit der "Flucht ins Grüne".

Karl A. KUBINZKY, "Die Stadtrandgemeinden und Stadtbezirke von 1850 bis zur Gegenwart. Ein Überblick" unternimmt die Aufgabe, die Geschichte von elf heutigen Stadtbezirken über 150 Jahre in ihren wichtigsten Aspekten und Entwicklungen zu beschreiben. Diese ab 1850 autonomen Dorf- und Marktgemeinden wurden 1938 zu Groß-Graz eingemeindet und bilden die Stadtbezirke VII bis XVII.