Leitprojekt 2002
Ausstellungsinformation: "TELE-LEIB"
Ausstellung und Kongress im "Dom im Berg", Schlossbergplatz, 8010 Graz,
vom 6. bis 9. November 2002
Text Richard Kriesche:
- die ausstellung TELE-LEIB wurde in kooperation mit dem gleichzeitig
stattfindenden, internationalen wissenschaftlichen kongress
"TELE-DERMATOLOGIE" an der universität graz und dem LKH graz
organisiert. die veranstaltung thematisierte die reaktionen des körpers
auf umwelteinwirkungen, insbesondere die auswirkungen der
sonneneinstrahlung auf den menschlichen körper. diese ausstellung
umfasste künstlerische präsentationen und medizinische beratung.
die öffentlichkeit war eingeladen, sich an hand von bildern ein bild über das befinden des eigenen körpers zu verschaffen. diese erstinformation erfolgte vollkommen anonym und kostenlos. sie zählte zum zentralen teil der ausstellung. - im "dom im berg" war ein bildlabor für hautaufnahmen eingerichet. die bilder wurden vor ort online an das LKH, bzw. an die kongressteilnehmer, übermittelt, begutachtet und mit einer ersten expertise versehen wieder in den "dom im berg" retourniert, ausgedruckt und ausschliesslich dem jeweiligen besucher persönlich ausgehändigt.
bio-kapitalismus
immer mehr lebensprozesse, selbst die innersten, werden verdatet, berechenbar,
damit kontrollierbar und von aussen für jedermann steuerbar gemacht. und weil
sie berechenbar sind, so unser postulat, müssen sie zuallererst für das individuum
erkennbar sein. dem individuum kann es daher in zukunft auch nicht erspart werden,
die verantwortung für die "verrechnung des lebens" zum entscheidenden teil selbst
zu übernehmen, d.h. die bilder über sich selbst zu interpretieren. denn der
biomedizinische fortschritt zwingt das individuum, kraft der kontrollierbarkeit
seines gesamten biokapitals die mündigkeit auf, mit eben diesem biokapital vernünftig,
also sparsam und rational umzugehen. kontrolle in der nutzung des eigenen bio-kapitals,
das heisst ständige vorsorge, wird notwendig für jedermann.
das bild als techno- und bio-screen
technisch ausgedrückt ist die haut die oberfläche des menschlichen körpers.
die haut ist, so gesehen, der computerscreen, in dem sich die biomorphen verrechnungsprozesse
des körpers abbilden. im techno-fall sind es kurzzeitprozesse, im bio-fall dauern
sie ein leben lang. gemeinsam ist beiden screens, dass sich auf ihnen interne
verrechnungsprozesse externalisieren. die screens bilden somit die schnittstelle
zwischen innerer wirklichkeit und äusserer erscheinung, den jeweiligen status
repräsentiert das bild. man könnte auch sagen, am bio- und technoscreen verkörpert
sich alles immaterielle und entkörperlicht sich alles materielle. bio-körper
und techno-körper werden ineins, im status des absoluten sind sie "tele-gen".
ausstellungsinhalte
hebra atlas: zeichnungen über ungewöhnliche hauterscheinungen,
österreichische staatsdruckerei, wien 1856.
Molemax II: apparat zur hautanalyse (derma instruments, wien)
CR-300: apparat zur bestimmung der hauttypen (chromameter,
minolta-austria)
UV-1000F: apparat zur bestimmung des textilsonnenschutzfaktors
(ultraviolet transmittance analyzer,
labsphere, schweiz)
video: von der datenkunst zum "weltwerk" #1.
video: von der datenkunst zum "weltwerk" #2.
video: "der biotope planet"
simulation: der biotope planet interaktiv
video: der biotope kosmos
video: der biotope körper [ matthias grünewald, kreuzigung,
colmar 1505-1516 / graz 2002 ]
dank
stadtrat mag. siegfried nagl; kulturamt der stadt graz mit dr. peter grabensberger,
renate maruschko und robert barth; christoph baloch; derma instruments; di. gerald gabler;
dr. josef gründler; dr. rainer hofmann-wellenhof; mario kaufmann; mag. gerlinde
kriesche; labsphere schweiz; minolta-austria; dr. christina rudolph; univ.prof.
dr. h. peter soyer; peter springer; hans georg tropper; xx-kunstkabel; dr. iris
zalaudek.
TELE-LEIB war eine veranstaltung des kulturprogramms "dom im berg" - als ein hochleistungszentrum für kreativität und intelligenz, vor ort verankert und global vernetzt.
Links:"richard kriesche - kulturdata""