Franz Yang-Močnik

Prof. Franz Yang-Močnik

URL: http://yangmocnik.com/

geb. am 1.6.1951 in Völkermarkt (Kärnten)

1965-1968
Tischlerlehre in Völkermarkt
1968-1970
zweijährige Praxis als Tischlergeselle in der Werkstätte Friedrich Präuse in Klagenfurt (Kärnten). Anfertigung und Restaurierung von Barockmobiliar sowie historische Kirchenausstattungen
1970
theoretischer Lehrgang für Holzkonstruktion im Industriebereich an der Baufachschule HTBL am Ortweinplatz in Graz
1970-1973
Meisterschule für Malerei bei Prof-Franz Rogler an der HTBL am Ortweinplatz in Graz
1973-1980
Technischer Assistent bei Prof. Wolfgang von Schaukal und Privatunterricht in Kunstgeschichte an der Technischen Universität für Architektur und Raumgestaltung bei Prof. Wolfgang von Schaukal.
1974
vier Monatiger U.S.A. Aufenthalt in Spokane (Washington State), Expo 74 (Weltausstellung zum Thema Umweltschutz), Seattle, Galerie Whitcamph
1975
Teilnahme an dem 10ten internationalen Symposium für Malerei im steirischen Herbst veranstaltet von der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz und dem Bundesministerium für Unterricht und Kunst
1976
Studienreise nach Rom und Sizilien, gestiftet von der Steiermärkischen Landesregierung und dem Istituto – Dante Allighieri
1977
Stipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
1982
Würdigungspreis des Kulturreferates der Stadt Graz
1985
Würdigungspreis für Malerei 1985 des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
1996
Anerkennungspreis des Landes Kärnten 1996
2002
Kulturpreis des Landes Kärnten für bildende Kunst 2002
2005
Gastprofessur an der Universität Innsbruck (Tirol)
Studio für experimentelle Architektur in den Fächern Entwerfen, Zeichnen und Malen
Einzelausstellung großformatiger Grafiken in der Orangerie der Grazer Burg
2007
Verleihung des Professorentitels

Ausstellungen

im Ausland: Ungarn, Frankreich, Deutschland, Finnland, Italien, USA, Taiwan
2006
China, Galerie "Peking Space" Peking
2007
China, Today Art Museum Peking
2008
Katalogvermerk zur Ausstellung K08 in Kärnten

Literatur

Kerstin Braun, zwischen Erscheinung und Bedeutung, in: Katalog "Franz Motschnig – Materialcollagen", Graz 1998, © Kerstin Braun
Gunter Falk, Franz Motschnig Yang, in Katalog "Franz Motschnig – Werke der letzen drei Jahre", Graz 1984, © Gerlinde Falk
Rudolf Haller, Eine Bemerkung zur Person und ihrer Bilderwelt, Originalbeitrag, © Rudolf Haller
Renate Obud/Franz Motschnig, Aufzeichnungen 2001. Interview, © Renate Obud/Franz Motschnig
Götz Pochat, Zeichner und Maler. Originalbeitrag, @ Götz Pochat 2003,005,006
Wilfried Skreiner, Über die plastischen Arbeiten, in: Katalog "Plastiken", Graz 1997, © Judith Skreiner
Wilfried Skreiner, Der Raum, die Gegenstände, der Mensch und die Stille, in: Katalog "Das Café", Graz 1990, © Judith Skreiner
Peter Weibel, Materialcollagen, in: Katalog "Franz Motschnig – Materialcollagen", Graz 1998, © Peter Weibel

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Rede zur Eröffnung der Ausstellung mit dem Titel Austropoiesis im Today Art Museum Peking, 2007

Nicht nur Kunstwerke sind Hervorbringungen auf welche ein allgemeiner Konsens sich geeinigt hat diese ästhetisch wahr zu nehmen. Auch die Menschen werden vor ihresgleicheichen beäugt wie mehr oder weniger gelungene ästhetische Produkte und niemand kann sich von den Fragen die ihm sein Gewissen stellt befreien, wenn er sich vor die Aufgabe gestellt sieht Rechenschaft für seine Auswahl nach Sympathiepunkten seines Nächsten in seinem ästhetischen Beurteilungsregister abzulegen, - ob er dabei einer höheren Verantwortung gerecht wird.
Denn wenn wir die Bandbreite dieser unterschiedlichen Reize und Qualitäten unserer Mitmenschen an uns vorüberziehen sehen, werden wir gleichzeitig auch der Tatsache bewußt daß es ganz unterschiedliche Lebenswelten und Seiensformen gibt die diese Reize mitbestimmen, subjektiv und objektiv.
Ein von Lebenshärten gezeichneter Körper liefert naturgemäß ganz andere Daten an unsere nach Lustprinzip und Verführung ausgerichtete Sensorik als z.b. Studentinnen und Studenten wenn sie vormittags mit ihren jugendlichen Körpern auf ihren Bikes sitzend an uns vorüber defilieren.
Oder etwa die in Mode gekommene Instrumentation des Körpers, die Verdinglichung, die Verhärtung, sich als Werkzeug, Waffe, oder optimierten Leistungsträger der die Grenzen seiner Resourcen erfahren möchte zu betrachten, mithin eine der typischsten Entscheidungsoptionen körperästhetischen Wunschdenkens, namentlich der meisten männlichen Zeitgenossen. In diesen Dingen kennen unsere Ästhetiken keine Gnade denn sie sind geleitet vom Eros und Konditionierungen. Und warum so lautet die Frage sollten wir zum Beispiel, wenn wir ein Bild kaufen das wir in die Wohnung hängen möchten, - Tag ein Tag aus einen vom Arbeitsalltag geprägten Bauarbeiter ansehen und sei er noch so hervorragend gemalt, wenn wir genauso gut ein anmutiges Motiv wählen können.
Das hier das Interesse und Gesinnungen eine Rolle spielen liegt auf der Hand. Es bedarf auch keiner mühe einzusehen, daß es viele Gründe gibt, die dem Anspruch der Künste eine moralische Instanz zu sein, durchaus entgegenstehen.
Ich für meinen Teil bin in dieser Beziehung kein Verfechter eines wie immer gearteten Kritizismus, trotzdem treten solche Umrisse immer wieder ans Licht, spielerisch – humoristisch.
Alles in allem verhält es sich so, daß ich von alldem was ich als Maler mache nichts vorher kennen oder besser wissen möchte. Ich versuche Wege zu finden die ich nicht kenn, auch wenn das gar nicht möglich ist, um dann vom Ergebnis um so überraschter sein zu können und sei es dieses zu vernichten.

Peking, 10.11.2007
Yang-Mocnik

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Notizen zum Kulturbetrieb
von Franz Yang-Moćnik


Ich blättere in der Presse vom Samstag, dem 12. Februar 2005, und beginne im „Spectrum“ unter „Zeichen der Zeit“ eine Replik eines Autors auf eine Kritik zu lesen, welche das Thema Evaluation zum Gegenstand hat. Unter der Überschrift „Vom Brot der Gelehrten“ lese ich unter anderem: Evaluation im allgemeinen und in wissenschaftlichen Veranstaltungen und Studienfächern im besonderen.
Evaluieren soll heißen – Lehrpläne, Unterrichtsprogramme bewerten, beurteilen.
„Wie viel wiegt Wissen?“ steht da, die Praxis der Evaluation befragend.
Ich lese weiter und stoße auf die Behauptung eines Autors: „dass kleine Evaluation bewertet, was sie zu bewerten vorgibt, kein Ranking stellt in seiner Reihung jene Unterschiede fest, die es festzustellen vorgibt.“ Evaluation bedeutet Bewertung und kann daher natürlich ohne die vorherige Festsetzung eines Werteschemas nicht durchgeführt werden.
Um die Evaluation ad absurdum zu führen, unterstellt der Verfasser der Kritik der Betrachtungsweise seines Gegenüber, träfe dieser die triviale Feststellung, dass ein direktes Ranking zwischen der Universität do und der Universität dort nicht sinnvoll wäre. Dass Äpfel und Birnen etwas Verschiedenes sind, weiß jedermann. Aber jedermann weiß auch, dass es gute Äpfel und Birnen gibt. Inzwischen hat mir mein Pudel den Rest meines Frühstückbrotes weggeschnappt, und ich suche nach der Kaffeeschale, die eben noch dastand.
Mein Blick fällt auf eine Einladung zu einer Ausstellung, die mir die Neue Galerie geschickt hat. Unter dem Titel zu der Ausstellung „Ars Pingendi“ stehen fett gedruckt die Kuratorinnen und deren Namen. Weiter unten ist angeführt: „Aus der Sammlungsausstellung ‚Support 1’ und ‚Support 2’ zeigt die Neue Galerie im Landesmuseum Joanneum anhand ihres Bestandes eine Entwicklungsgeschichte der Kunst des 20. Jhdts in allen Medien mit internationalen Positionen.“ ‚Support 1’ und ‚Support 2’ ? Ich schaue im Duden nach. Unter ‚Support’ steht 1.) zweiseitig verschiebbarer Werkzeugträger, schlittenförmiger Werkzeugträger auf dem Bette einer Drehbank, 2.) Unterstützung, Hilfe.
Gleichzeitig kommt mir in den Sinn, dass ich mich die Bezeichnung ‚Kurator’ auch nicht so recht auf den Begriff zu bringen getraue, würde mich einer darum beim Schopf packen. Zunächst erinnere ich mich, dass ein alter Mann, der nicht recht bei Sinnen war und den wir fallweise mit unseren Eltern besuchten, einen Kurator zur Wahrnehmung seiner existentiellen Belange zur Seite gestellt bekommen hatte. Oder ich erinnere mich an Kurator als Rufname einer Frau, die am Rande meiner Heimatstadt Völkermarkt lebte, der aber ein Schimpfname für sie gewesen war, da sie bei seiner Nennung außer sich vor Zorn geriet. Sie war zwar wie eine Frau gekleidet, hatte aber eine untypische Figur für eine weibliche Person. Sie hatte einen Oberlippenbart und unter ihrem Kittel trug sie, wenn die Jahreszeit es rechtfertigte, auch immer eine lange Hose, die ihre stark behaarten Beine bedeckte. Erst später realisierte ich, dass hier die slowenische Bezeichnung für das primäre männliche Geschlechtsmerkmal eine Rolle gespielt haben musste.
Eigentlich sollte ich einen Begleittext zu Bildern von Andrea Fian schreiben, ein wenig den Kurator spielen sozusagen. Eine ungewohnte Aufgabe für mich.
Einen Moment, ich möchte noch schnell die Namensliste der teilnehmenden Künstler an der vorhin erwähnten Ausstellung, die in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz stattfinden wird, fertig lesen. … M, M, M, Maitz, Maly, Mikl, Molacek; Moll, Mosbacher, Moćnik, -o.k.-.
Ich muss noch einmal weggehen, meine Frau ruft mich zum Telefon. Mein Freund, der Maler Friedrich Panzer, hat mich angerufen. Er entschuldigte sich, da er anlässlich der Vernissage zu seiner neulich eröffneten Ausstellung in der Neuen Galerie zu Graz (zu seinem sechzigsten Geburtstag veranstaltet) so kurz angebunden war, dass er kaum Zeit fand, mit mir zu plaudern. Mir wird ganz anders. Bis zum Sechzigsten bleiben mir nur noch sechs Jahre.
Aber nun zurück zum Begleittext. Ich stelle mir vor, dies wäre mein Hauptjob. Müsste alle paar Wochen einen Text liefern zu Arbeiten, die mich womöglich gar nicht interessieren. Das mache ich im Regelfall nicht einmal für mich selber.
Der Künstlerberuf ist eine Sache, die der Remission des Geistes angehört, und der Muse. Das sollte man nicht missverstehen. Zuviel Fleiß hat ebenso seinen Preis.
Was war eigentlich der Ausgangspunkt? Nun ja, dass nämlich ohne die vorherige Festsetzung eines Werteschemas eine Bewertung nicht so einfach ist, hatte es in dem Presseaufsatz geheißen. Und ich dachte, bei ästhetischen Fragen in künstlerischen Belangen ist es auch so. Wer soll das machen? Die „Kunstwissenschaft“? Die Künstler? Was gab es zuerst?
Ich suche weiter nach einem Ansatz, in der Presse der vorigen Woche blätternd. „Kreativbüros erobern einst tote Geschäfte“ … Halt: Erwin Wurm: - „Alles kann Skulptur sein“. Der international gefragte Grazer erhielt den Kunstpreis der Stadt Graz.
… Man kann von hinten kommend jemandem auf die andere Schulter tippen, sodass dieser sich überrascht in die verkehrte Richtung dreht, und möglicherweise nicht bemerkt, wer ihn so vornehm gegrüßt hat … geht mir durch den Kopf. Man kann ihm auch den Stinkefinger zeigen, das Ganze von einem Assistenten fotografisch festhalten lassen und zu einer Skulptur erklären. So was Ähnliches macht der Erwin. Professor Weibel würde sagen: „Das ist Kunst, die sich der Subversion bedient“. Aber Schneid hat er, der Erwin. Die hab ich nicht, muss ich zugeben. Aber so etwas ist natürlich auch nicht so einfach, wie die meisten glauben. Ich würde möglicherweise gar nicht auf den Gedanken gekommen sein, würde es ihn nicht als Vorreiter geben. Und dann die Konsequenz und Haltung, ein solches Projekt glaubhaft durchzuziehen. Hätte ich nie. Ich! Mich würden sie auslachen oder ohrfeigen. Und erst die Logistik, die dahintersteckt. „Alles kann Skulptur sein“, sagt er. Auch 2006 ist Wurm ausgebucht. Demnächst beginnt der Wahlwiener eine Ausstellungstournee, die von Cincinnati bis nach Vancouver, Sydney, New York und Lissabon führt.
Liebe Andrea, stell dir vor, ich bin der Erwin Wurm, mein Projekt wird von den Hiesigen nicht goutiert und ich müsste von Cincinnati bis Sydney rasen, da wird mir ganz schwarz vor den Augen.
Aber jetzt fällt mir noch eine Begebenheit ein, die ich dir erzählen möchte. Letzten Herbst war ich wieder einmal bei einem großen Preview. Als ich das Museum betrat, erblickte ich den Kajetan, du weißt schon, er macht für den Erwin oft body poses. Ich gehe auf ihn zu, um ihm Servus zu sagen. Er war mit jemandem in ein Gespräch verstrickt und nahm mich zunächst nicht wahr. Erst als ich vor ihm stand, sah er mich an. Im selben Moment fiel mein Blick auf eine Eintagsfliege auf seiner Schulter. Ich vermochte der Lust, sie zu fangen nicht zu widerstehen. Ich holte mit der rechten Hans aus und tatsächlich hatte ich sie gefangen. Dann öffnete ich vor seiner Nase meine Faust, entließ die Fliege, lebend, und sagte: „Ein Kunstwerk“. Schlagfertig wie er ist, antwortet er lakonisch: „Es ist auch das einzige, das dir gelungen ist!“ Er ist ein Sir, dass muss man ihm lassen. Er war nicht erbost.
„Tue wohl auch denen, die dich gering schätzen“, höre ich eben aus dem Radio die Stimme eines Priesters zur sonntäglichen Einkehr. „Das meiste, das die Menschen antreibt, geschieht aus Hass, Gier und Verblendung“. Und was tue ich, fragt mich mein Gewissen.
Ich atme durch und muss gestehen, ich rede schon wieder schlecht über andere Leute. Ich versuche meine Schwächen damit zu kompensieren, wird man mir vorwerfen.
Worauf wollte ich hinaus? Ach, ja! Alles kann Skulptur sein oder Kunst. Wie sagt Erwin Wurm? „Die Entstehungsbedingungen werden offengelegt. Wo bleibt das Geheimnis? Im Kopf des Betrachters.“ – Alles klar?

Graz, 31-05. 2005